Ein Kommentar von Michael Huppertz, zina24.de
Brandenburg galt lange als Randnotiz: viel Kiefernwald, wenig Industrie, dafür Schlagzeilen über Arbeitslosigkeit und Abwanderung. Heute liest sich eine neue Prognos-Studie wie eine Erfolgsgeschichte: Das produktivste ostdeutsche Bundesland, Spitzenplätze bei Hightech-Gründungen, niedrigste Arbeitslosigkeit im Osten. Ausgerechnet Brandenburg – eine „Chanceninsel“.
Das kam nicht von allein. Ministerpräsident Stolpe hielt in den Neunzigern das Land zusammen, Platzeck stellte es auf Wind und Sonne um, Woidke machte daraus ein Standortprofil. Subventionen, Förderprogramme, Energiewende – all das war nicht ideologischer Ballast, sondern Wachstumsmotor.
Subventionen als Motor, nicht als Ballast
Und hier zeigt sich die politische Bruchstelle: Ohne Förderung, ohne Zuwanderung, ohne erneuerbare Energien wäre Brandenburg heute nicht Vorreiter, sondern Verlierer. Genau jene Punkte, die die AfD als „Subventionswirtschaft“ oder „Klimawahn“ verhöhnt, sind die Grundlage des Aufstiegs.
Nur: Die AfD macht das politische Leben in Brandenburg schwer. Mal sind es Geschichten von Gruppenvergewaltigungen, von Messerstechereien die im Landtag debattiert werden. Mal wird Remigration als einzige Lösung aus der Globalisierung verkauft. Mal ist es die Forderung nach Atomkraftwerken samt Endlager – oder die Wärmewende, die polemisch als „Zwang zur Wärmepumpe“ skandalisiert wird. Alles immer im Duktus des Untergangs, alles zugespitzt auf den maximalen Alarm.
AfD setzt auf Krawall statt Konzepte
Dabei hätten es demokratische Politiker leicht, dagegenzuhalten: mit den nüchternen Zahlen aus Studien wie der von Prognos. Brandenburgs Wirtschaft wächst nicht trotz, sondern wegen der Energiewende. Arbeitsplätze entstehen nicht durch fossile Nostalgie, sondern durch Forschung, Industrie und erneuerbare Energien. Nur: Diese Argumente erreichen die Menschen selten so, wie die AfD ihre Botschaften verbreitet – aufgepumpt in den sozialen Medien, glänzend drapiert, aber inhaltlich so haltbar wie ein Taschenspielertrick: für einen kurzen Augenblick verblüffend, doch am Ende bleibt nichts übrig außer Leere.
Ein Blick nach Westen zeigt, wie unterschiedlich Politik gelesen wird. In NRW verschieben sich die Gewichte: Köln könnte grün werden, wie Nürnberg es schon vorgemacht hat. CDU und SPD reichen sich pragmatisch die Hand, während die AfD laut verkündet, sie habe ihre Stimmen verdreifacht – vor allem in den sozialen Brennpunkten, wo Perspektiven fehlen und Bildungschancen gering sind.
Die Lehre liegt auf der Hand: Brandenburg beweist, dass Zukunft mit Investitionen, Erneuerbaren und Zuwanderung machbar ist. Die AfD beweist, wie man diesen Fortschritt mit Krawall bremst. Am Ende entscheidet, wem die Menschen glauben – den nüchternen Zahlen oder dem Zaubertrick, der im gleißenden Licht kurz glitzert und sich dann in Rauch auflöst.












