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Warum Diplomatie neu gedacht werden muss

Ein Kommentar von Michael Huppertz 


Worte sind Taten“, schrieb Goethe 1820 an seinen Freund Carl Friedrich Zelter. Und tatsächlich: Die Worte, mit denen heute über Krieg, Frieden und Diplomatie gesprochen wird, sind oft schärfer als die Waffen selbst – warum also nicht miteinander reden, jetzt, da sie schon gezogen sind?

Über eines müssen wir uns im Klaren sein:
Es gibt sie, die „Propaganda“ auf beiden Seiten – auf der „guten“ wie auf der „bösen“. Beide verfolgen ihre Ziele, beide beanspruchen die Wahrheit für sich. Nur: Was ist gut, was ist böse?
Steht nicht zwischen beidem, als letzter Mittler, der Frieden?


Eine neue Weltordnung im Schatten alter Bündnisse

Die NATO hat sich bewährt – das steht außer Frage. Sie war über Jahrzehnte Garant für Sicherheit und Stabilität in Europa.
Doch die Zeiten haben sich geändert.
Während die NATO in kollektiver Verteidigung denkt, formieren sich andere Mächte neu. Die BRICS-Staaten – Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika und weitere – haben mit der Shanghai Cooperation Organisation (SCO) ein Sicherheitsverständnis etabliert, das auf innere Stabilität statt auf Grenzverteidigung setzt.

Waffen werden dort stationiert, wo sie die eigene Ordnung sichern, nicht die Nachbarn bedrohen.
So konnte ein jahrzehntelanger Konflikt zwischen Indien und China beigelegt werden – still, ohne Schlagzeilen, ohne diplomatische Großinszenierung.

Währenddessen wankt Amerika. Die innenpolitische Instabilität macht die USA zu einem unsicheren Partner.
Europa steht auf sich allein – und zeigt genau das, was man im Ernstfall am wenigsten braucht: Uneinigkeit.
Die Europäische Union redet, diskutiert, blockiert sich selbst. Sanktionen sollen Stärke zeigen, doch ihr Effekt bleibt umstritten.
Der Westen spricht von einer geschwächten russischen Wirtschaft – von Isolation, wegbrechenden Exporten, einem Rubel unter Druck.
Russland hingegen meldet das Gegenteil: volle Auftragsbücher in der Rüstungsindustrie, steigende Öl- und Gasexporte nach Asien, stabile Energiepreise im Inland und ein überraschend robustes Bruttoinlandsprodukt.
Beide Berichte können gleichzeitig stimmen – je nachdem, wohin man schaut und welche Zahlen man sehen will.
Das eigentliche Problem liegt dazwischen: Während Europa in Selbstprüfung und Prinzipien verharrt, funktioniert Russland ökonomisch weiter – und gewinnt außenpolitisch Zeit.


Zwischen Friedenshardlinern und Friedensverstehern

Russen schießen auf Ukrainer, Ukrainer auf Russen – ein Stellvertreterkrieg, wie man es inzwischen offen nennt.
Die einen fordern bedingungslosen Widerstand, die anderen bedingungslose Verhandlungen. Doch beides führt in Sackgassen, solange man das Gegenüber nicht versteht und kaum Gespräche miteinander führt.

Kompromisse entstehen nicht aus Stärke, sondern aus Einsicht.
Wer Diplomatie will, muss die Position des anderen kennen, respektieren und – zumindest teilweise – nachvollziehen.
Es geht nicht darum, wer Schuld hat, sondern darum, wie es aufhört.
Nicht egal um welchen Preis, aber immer im Sinne der Bevölkerung – im Sinne eines Friedens, der mehr ist als Waffenruhe.


Zeichen der Vernunft

So gesehen sind die Reisen von Ralf Stegner und Matthias Platzeck nach Russland mehr als nur politische Gesten. Sie sind Versuche, Fäden aufzunehmen, wo andere sie zerschnitten haben.
Ähnlich die Veranstaltung im Brandenburger Landtag, bei der die Fraktion des BSW 42 Botschaften eingeladen hat – darunter auch die der Ukraine.
Dass am Ende nur der russische Vertreter kam, sorgte für Empörung – aber war das nicht gerade der Sinn von Diplomatie: miteinander sprechen, statt übereinander urteilen?

In dieselbe Richtung zielt auch der Beitrag von Alexander Rahr in der Rossijskaja Gaseta, dem offiziellen Regierungsblatt der Russischen Föderation.
Ein deutscher Politologe und anerkannter Schriftsteller schreibt dort über die Sackgasse westlicher Außenpolitik – ein Text, der im Kreml gelesen und analysiert wird.
Nicht als Propaganda, sondern als Versuch, Verständigung zu ermöglichen, wo Politik versagt.


Wenn Ökonomie Brücken baut

In früheren Jahren gab es viele, die zwischen Moskau und Berlin vermittelt haben – Unternehmer, Analysten, Kulturverantwortliche. Sie waren Teil funktionierender Netzwerke.
Doch als die Stimmung kippte, ließ man sie fallen wie eine heiße Kartoffel.
Und doch: Sie sind noch immer aktiv – im Schatten, kaum gesehen, geschweige denn gehört
Gerade diese Netzwerke wären heute wieder gefragt. Denn wer Frieden will, muss kulturelle Unterschiede verstehen – und wirtschaftliche Interessen einbinden.

Einen solchen Weg geht die Eurasische Gesellschaft, deren Vorsitzender Alexander Rahr ist.
Die Mitglieder der Gesellschaft setzen auf Austausch in Wirtschaft, Wissenschaft, Forschung und Kultur – die Basis, auf der künftige Normalität entstehen könnte.

Am Anfang steht, wie Goethe schrieb, das Wort – und das Wort ist Tat.
Es kostet kein Geld, nur den Mut, es zu ergreifen. Denn eines bleibt bestimmt: Geld regiert die Welt.
Doch Geld, richtig eingesetzt, schafft die Grundlagen dessen, was Frieden überhaupt erst möglich macht: Kultur, Wissenschaft, Forschung – jene Kräfte, die Identität, Bildung und Wohlstand formen.

Warum also nicht auch mit Diplomatie – in Wort und Tat – zum Frieden?

Hinweis

Der Kommentar bezieht sich auf einen Artikel von Alexander Rahr, veröffentlicht in der Rossijskaja Gaseta unter dem Titel „Deutschland und der Rest der Welt. Die letzte Chance zwischen Israel und der Hamas. Diplomatie.“
Übersetzt aus dem Russischen mit Google Translate und redaktionell bearbeitet.
https://zina24.de/politik/realismus-statt-rhetorik-wie-rahr-metternichs-und-kissingers-lehre-auf-die-gegenwart-uebertraegt

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